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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

13.10.2017

[21 Melody]

Beinahe hätte ich über einen Charakter mit dem Namen geschrieben, aber die Geschichte kam einfach nicht zusammen. Deshalb wechselte ich auf Dinge, die mir schon lange bekannt sind. Es hat funktioniert.



Nito war merkwürdig luzid, obwohl er merkte, dass sein Geist noch nicht wieder im Hier und Jetzt angekommen war. Der Sturm war bereits vor Stunden weitergezogen und die Sonne inzwischen nach einer recht ruhigen Nacht aufgegangen.
Kasia hatte fast die ganze Zeit an seiner Seite ausgeharrt, wobei sie sich nicht mehr als ein kurzes Nickerchen gegönnt hatte. Ihre Augen waren vor Müdigkeit halb geschlossen und doch weigerte sie sich, in den dringend benötigten Schlaf zu sinken. Langsam bewegte Nito seine Hand, die sich fremd anfühlte, und legte sie auf Kasias Arm. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
„Überanstrengt Euch nicht“, sagte sie leise, „Ihr wart uns eine große Hilfe, doch der Rest des Zaubers, der Euch an die Stadt band, ist noch nicht verflogen.“
Nitos Augen wurden groß und er wollte fragen, woher sie so viel über ich wusste. Nur seine Stimme machte da nicht mit. Ihm kam ein kurzes Krächzen über die Lippen, das Kasia veranlasst, Tee in einen bislang unberührten Becher zu füllen. Er schüttelte den Kopf so gut es ging, weil er nichts trinken wollte. Er wollte reden.
„Ihr müsst zu Kräften kommen, da ist Tee ein guter Anfang“, rügte sie ihn ernst. „Wie sonst wollt Ihr jemals von hier wegkommen?“
Nito weigerte sich zu trinken, als sie ihm den Becher an die Lippen hielt. Kasia schaute ihn zerknirscht an, stellte den Becher jedoch zurück auf den kleinen Tisch, den sie extra dafür vor so vielen Stunden herangeholt hatte.
Nito schloss frustriert die Augen. Er war bereits in einer Stadt eingeschlossen gewesen und in einem Käfig, doch nie zuvor in seinem eigenen Körper. Für seinen Geschmack hatte er lang genug so ausgeharrt. Hier verlor er nur Zeit, die er besser damit verbringen konnte, nach ihr zu suchen. Irgendjemand erinnerte sich bestimmt an sie und auch daran, wohin ihr Weg sie geführt hatte. Es galt dabei, ihren Vorsprung von mehr als einem Jahr aufzuholen, was für Nito das einzige Problem darstellte. So hatte er gedacht. Er hatte nicht ahnen können, was die Folgen waren, wenn er die Stadt verfrüht verließ.
Während er seine Gedanken wandern ließ, ertappte er sich dabei eine Melodie zu summen. Nicht etwa, weil sie ihm plötzlich eingefallen war. Die einzelnen Noten ergaben ein Lied, das ihm seit frühester Jugend bekannt war. Es beruhigte und stärkte, da ihm Magie zugrunde lag. Und das Summen, dem er sich angeschlossen hatte, kam von Kasia. Verwirrt schaute er sie an.
„Woher…“, fragte er, ehe ihm die Stimme wieder wegblieb.
Kasia summte weiter, ohne von ihrer Stickarbeit aufzuschauen. Nur ein verschmitztes Lächeln deutete an, dass sie Nito gehört hatte, der nun gar nicht mehr wusste, was er von ihr halten sollte.
Dieses Lied hätte in Vergessenheit geraten sei müssen und wenn nicht, sollte niemand es zum Heilen nutzen, weil er so unnötig preisgab über Magie gebieten zu können. Kasia musste Nito sehr vertrauen, wenn sie dieses Risiko einging.
„Wer… bistu?“, kam undeutlich aus seinem Mund.
„Nur eine Novizin. Mehr nicht.“
Dass das gelogen war, erkannte Nito aus mehr als nur einer vagen Ahnung. Kasia rückte ihren Stuhl näher heran und beugte sich vor, sodass sie leise mit Nito reden konnte.
„Jedenfalls sollte ich nicht mehr sein, aber ich stamme von den gleichen Wesen ab wie du oder das Mädchen, nach dem du suchst. Ich bin nicht annähernd so mächtig wie ihr beiden, doch die himmlische Mutter hat mich damit beauftragt, euch zu helfen.“
Nito runzelte die Stirn, als Kasia sich wieder gerade hinsetzte.
„Wollt Ihr nicht doch etwas Tee?“, fragte sie mit besorgter Stimme, „Er sollte bei Eurer Genesung helfen.“
Als keine Widerworte kamen, hielt sie ihm den Becher erneut gegen die Lippen. Diesmal trank Nito.

2 Kommentare:

  1. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie subtil du die Themen einfliessen lässt, ohne sie zu vernächlässigen oder ihnen zu wenig Bedeutung beizumessen. Ich muss manchmal nachschauen, was eigentlich noch mal das Thema war, weil ich nach wenigen Sätzen schon so in der Geschichte drin bin, dass ich es bis dahin vollkommen vergessen habe.

    Auch beeindrucken finde ich es, wie du den Leser einfach mitten in die Geschichte reinziehst und trotzdem die Charaktere vorstellst und einen Grundriss der Geschichte, um die es jeweils geht, zu zeichnen ohne auszuschweifen.
    Mit deinen Worten fesselst und bannst du einen und dann endet der Beitrag und man bleibt mit dem Wunsch zurück mehr lesen und mehr erfahren zu wollen.

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    1. Das geht mir aber manchmal auch so, wenn ich mir die Texte noch mal ansehe. "Worum ging es da noch gleich?" ist kein seltener Gedanke.

      <3 <3 <3

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