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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

30.04.2017

[13 "Are You Challenging Me?"]

Manche Projekte nehmen viel Zeit in Anspruch, weil man nicht genau weiß, was man mit ihnen machen will. So auch dieses.
Ich begann mit Elrica. Verwarf die Idee. Griff sie wieder auf und führte sie weiter, bis daraus auf meinem Collegeblock ein Monstrum mit zu vielen Wörtern entstanden ist, das ich unmöglich hier posten kann.
Also versuchte ich das Thema anders zu bearbeiten. Miki bot sich an, schaffte es aber nicht über zwei Entwürfe hinaus.
Ich war schon drauf und dran die ganze Challenge zu schmeißen, als der rettende Gedanke kam.
Das Ergebnis ist... nicht so gut, wie ich es mir gewünscht habe. Aber es ist ausreichend.



Christie hasste das. Alles. Und sie wusste nicht, wieso sie sich überhaupt hatte überreden lassen, zu dieser Party mitzukommen. Ostern war kein Grund, sich plötzlich mit den Mitschülern verstehen zu wollen, so sehr diese sich das auch wünschten.
Lucia Bannon war Gastgeberin und für die schlimme Musik verantwortlich, die sich in den Kopf eines jeden Gastes hämmern musste. Irgendwo lief sie auf ihren High Heels herum, die ihr nicht nur die Illusion von mehr Körpergröße gaben, sondern auch als Gesundheitsrisiko qualifiziert waren. Christie selbst hatte sich in ein kurzes Kleid geschmissen, das ihre Mutter ihr beinahe verboten hätte. Aber nur beinahe.
Die anderen Mädchen aus dem Lacrosse-Team, die auch wirklich am Spiel teilnahmen und nicht nur auf der Bank hockten, hatten sie mehrfach eingeladen. Sie hatte abgelehnt. Immer und immer wieder. Bis ein gewisser Fußballdepp gekommen war und- Christie ertappte sich dabei, wie sie nach ihm Ausschau hielt und griff schnell zu ihrem Cocktail, der glücklicherweise nicht ohne Alkohol auskam.
Wie er es immer wieder schaffte, in ihr eine Saite zum Schwingen zu bringen, die so vollkommen an dem vorbeiging, was sie wollte, ging einfach nicht in ihren Kopf. Sie mochte ihn doch nicht einmal! Schließlich hatte er ihr sehr deutlich gezeigt, dass er sie nicht mochte. Doch, er mochte sie, aber als Schwester. Dabei war er nicht ihr Bruder, nur ein Austauschschüler aus den Staaten, nur ein Trottel, der Fußball und Football verwechselt hatte. Ein Idiot eben.
Und er verstand sich blendend mit allen, ganz ohne Anstrengung.
Christie stand auf, ihr Glas fest in ihrer Hand.
Für sie war es anstrengend sich mit Menschen zu verstehen, so war es schon immer gewesen. Weil Menschen einfach so verwirrend waren, dass es viel einfacher war, sich nicht mit ihnen zu vertragen.
Eines der Mädchen aus der Theatergruppe winkte ihr zu und sie nickte zurück. Sie wollte gehen und wollte bleiben. Wollte den Deppen beobachten und wollte nicht wissen, was er tat.
Er sprach gerade mit ein paar Nerds, wie sie feststellte, als sie natürlich nicht in seine Richtung schaute. Der Wissenschaftsclub war eigentlich nicht dafür bekannt, dass er besonders stark von Mädchen frequentiert war, doch nun hatten sich einige dazu gesellt, um den Ausführungen des Austauschschülers zu lauschen.
Nein, sie würde heute seinen Namen nicht benutzen, nicht einmal in Gedanken. Je mehr sie ihn zu jemandem machte, den sie nicht kannte, desto weniger würde es wehtun, ihm zuzusehen. Ihm und den Mädchen, die sich von seinem fragwürdigen Charme um den Finger wickeln ließen. Das war eines seiner Talente, um die Christie ihn nicht übermäßig beneidete.
Wahrscheinlich preiste er gerade die Vorteile seiner eigens für diesen Zweck gebauten Roboter an. Er versuchte sie zwar aus Haushaltshelfer auszugeben, doch sie waren hauptsächlich da, um ihm die Aufmerksamkeit der Massen einzubringen, soviel war klar.
Christie drehte sich von ihm weg und lief ziellos durch das große Wohnzimmer, das kitschig in Pastellfarben mit Hasen und Eiern und jede Menge Plunder dekoriert worden war. Eine Osterfeier war etwas Neues. Halloween, klar. Weihnachten, warum nicht. Aber Ostern verdiente keine Zusammenkunft! Vor allem nicht bei jemandem, den sie nur vom Hörensagen kannte. Sie war nur da, weil jeder da war. Und weil der Depp es gewollt hatte.
„Hey“, sagte da einer der anderen Fußballheinis, die immer auf dem Feld neben dem der Lacrosse-Mädchen trainierten.
„Hey“, antwortete Christie, während sie nach seinem Namen suchte. Bobby? Tommy?
„Langweilig, oder?“ Sein Blick schweifte über ihre Mitschüler, ehe er Christie von oben nach unten betrachtete.
Kenny.
Der Junge, der schon mit 14 Jahren zu großes Interesse an den Oberweiten der Mädchen in ihrem Jahrgang gezeigt hatte. Seine Freundinnen wechselte er oft und seine Liebschaften hielten nicht lang. Er war geradezu perfekt für die Gedanken, die es sich in ihrem Kopf gemütlich machten.
„Man kann sich hier bestimmt irgendwie beschäftigen.“
Ken zog die Brauen hoch.
„Meinst du?“
Es war gar keine schlechte Idee, sich ein wenig auf diesen Jungen einzulassen. Wenn gewisser Austauschschüler meinte, er müsse ihr wehtun, dann würde sie ihm wehtun. Und nichts gefiel ihm weniger als sie in Gefahr zu sehen. Von Ken ging zwar keine aus, immerhin war bekannt, dass er niemanden berührte, der nicht berührt werden wollte. Aber das war bei Dan auch so – und vor ihm hatte der Depp sie ja schon heldenhaft „gerettet“.
„Na, die Eltern von Lucia sind nicht da, die Angestellten auch nicht… irgendein Raum ist bestimmt noch frei – und zur Not benutzt du dein Schlossknackertalent, um uns Eintritt zu verschaffen.“
Sogar Christie war zu Ohren gekommen, wie Ken ein Schloss in der Schule geöffnet hatte, um im dahinterliegenden Raum mit einer seiner Ischen in Ruhe Dinge tun zu können, die nicht überliefert waren.
Er schaute sie erst verblüfft, dann verlegen an.
„Seitdem bin ich… ruhiger geworden.“
„Das war vor zwei Jahren.“
„Zwei Jahre reichen, um sich über Fehler klar zu werden.“
Ein theatralisches Seufzen kam über ihre Lippen, ehe sie ihn sanft am Arm berührte. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass der Austauschschüler zu ihnen guckte. Gut so.
„Aber, wenn wir einen offenen Raum finden, wie falsch kann es dann sein?“
Ken grinste und zuckte mit den Schultern. Warum waren einige Männer nur so leicht zu durchschauen? Ach was, alle Männer.
„Wenn du es wirklich willst, dann gar nicht. Ich hätte nur nie gedacht, dass gerade du jemals mit mir-“
„Wir sollten weniger reden, sonst wundert sich noch jemand, wo wir sind.“
Sie zog ihn aus dem Raum hinaus, vorbei an schon sehr angeheiterten Mitschülern, von denen sich einer ein Pfeifen nicht verkneifen wollte. Schwebte ein Schild über ihr?
In dem fremden Haus kannte sie sich zwar nicht aus, doch nach einigen verschlossenen Türen oder bereits belegten Zimmern fand Christie einen Raum, der verwaist aussah.
„Ich hoffe, dass ist nicht das Schlafzimmer von Lucias Eltern“, kommentierte sie trocken, als sie das Doppelbett sah.
„Hat doch was.“
„Ja, einen Ekelfaktor.“
Christie krauste die Stirn. Sie sollte ein anderes Zimmer suchen, davon gab es hier schließlich ausreichend. Aber für ein wenig Spaß war ein Raum so gut wie der andere. Sie erwartete nur keinen Spaß von der Sache mit diesem Jungen, der sie nun erwartungsvoll anschaute. Ken hatte seine Lust auf Sex früh entdeckt und sie, glaubte man den Gerüchten um ihn, bisher sehr häufig ausgelebt.
Für ihn war Christie nur ein weiteres Mädchen mit großen Brüsten. Und er war nur ein Junge, der keine Fragen stellte, wenn er denn bekam, was sie angeboten hatte.
Das reichte.
Sie führte ihn zum Bett. Es gab Sachen, bei denen sie eher konservativ war. Wenn schon nichts Anderes in dieser Situation stimmte, dann wenigstens das.
Vom Wohnzimmer aus hörte sie den Bass wummern, fühlte ihn durch die Wände vibrieren. Ken wartete ab, was sie als nächstes machte. Da war sie sich nur nicht sicher, schließlich war der Plan unausgereift gewesen, nicht mehr als eine flüchtige Idee. Wer hätte denn erwartet, dass er aus ihren wenigen Worten die richtigen Schlüsse ziehen würde und so schnell mitmachte?
Vorsichtig zog sie ihm sein Shirt über den Kopf und warf es auf den Boden. Sein Oberkörper war durchtrainiert, genau wie man es von einem Sportler erwartete. Nicht so schmächtig wie bei gewissen Möchtegern-Fußballern. Was Christie natürlich nur wusste, weil sie neulich mit ihm hatte schwimmen gehen müssen, nicht aus Interesse.
„Dein erstes Mal?“, fragte Ken mit einem Schmunzeln.
„Nein.“
„Umso besser.“
Ihre Erfahrung mochte gering sein, aber es gab ja nicht viel zu verstehen oder wissen. Einfach machen. Jeder noch so große Idiot schaffte es, sich fortzupflanzen. Oder da griff schon ‚dumm fickt gut‘.
Beinahe ehrfürchtig strich sie mit zwei Fingern über seine Brust, dann griff er sie am Handgelenk und zog sie näher an sich heran. Sofort öffnete er mit der freien Hand den Reißverschluss auf ihrem Rücken, damit er das Kleid endlich hinunterschieben konnte.
Die Luft war viel kälter, als Christie erwartet hatte.
Ken spürte wohl ihr Zögern, denn er zog sich zurück, um sie fragend anzusehen.
„Wenn du es nicht willst, dann musst du es nur sagen. Ich meine… wir haben bisher ja nicht besonders viel miteinander zu tun gehabt. Noch sind wir doch nicht so sehr in der Stimmung, dass ein Nein von dir ungerecht wäre.“
Sie würden schon noch in die richtige Stimmung kommen. Schließlich ging es hier nicht um Sex, nicht primär. Er war Mittel zum Zweck.
Christie legte ihre Hand auf Kens Wange und überlegte, was sie machen sollte.
Er lächelte. „Warum sind wir wirklich hier, hm? Mit mir schlafen willst du nicht, das merkt man dir an. Also. Du kannst mit mir reden.“
Von wegen! Er war doch auch nur einer der Fußballheinis, die mit jedem Kopfball zig Gehirnzellen verloren. Was konnte er schon mit Zuhören ausrichten? Was ging es ihn überhaupt an, was in ihr vorging?
Ein bissiger Kommentar wollte sich auf ihrer Zunge formen, genau wie sie es gewohnt war, als die Tür aufsprang und der Austauschschüler eintrat.
„Was macht ihr hier?“, fragte er viel aggressiver als sie ihn je zuvor gehört hatte.
„Was machst du hier?“, konterte sie. „Geh zurück zu deinen Nerds und lass uns machen, was wir wollen.“
Ken schaute verwirrt zwischen ihnen hin und her, dann stieg er vom Bett und sammelte sein Shirt auf, der Verräter.
„Lasst mich schön aus eurem Streit raus, darauf hab‘ ich echt keinen Bock.“
Damit verschwand der Feigling aus dem Raum, vorbei am Austauschschüler, der ihm einen giftigen Blick zuwarf. Christie rollte mit den Augen.
„Danke, dass du mir auch das verdirbst.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir hätten gar nicht herkommen sollen. Hätte ich gewusst, dass du von so wenig Alkohol schon sowas Dummes machst-“
„Es liegt nicht am Alkohol, den kann ich super ab.“
„Woran liegt es dann?“
Sie stand vom Doppelbett auf, das Oberteil ihres Kleides rutschte bis zu ihren Hüften hinunter. Ihn kümmerte das kaum, schließlich kannte er sie schon im Bikini, da war der BH nur wenig anders. Trotzdem erwischte sie ihn bei einem zu langen Blick auf ihre Oberweite.
„Darf ich nicht auch mal Lust auf Sex haben?“, fragte sie ihn, jede Silbe eine Provokation, auf die er gefälligst anspringen sollte.
„So bist du aber nicht.“
„Sagst du.“
„Ich kenne dich.“
Sie stand direkt vor ihm, schaute dank ihrer hohen Schuhe ein Stück zu ihm hinunter. Er war so klein für einen Mann, das ging gar nicht. Sein Dialekt ging noch viel weniger und dieses ständige Nerdgehabe erst recht nicht. Sie ging in die Knie, um aus den High Heels zu schlüpfen. Besser. Jetzt waren sie wenigstens beinahe auf Augenhöhe.
„Du kennst mich also? Witzig.“
Die Bässe von unten wummerten munter weiter, während keiner von ihnen etwas sagte. Christie lauerte, was er als nächstes sagen würde, doch er tat ihr nicht den Gefallen, den Mund wieder zu öffnen.
Das war schlimmer als jedes Wort hätte sein können.
Frustriert strich sie sich durch die Haare, was nichts besser machte. Wenn er schon nicht reagierte, wenn sie, nun, wie immer war, dann musste sie sich schnell etwas einfallen lassen, um ihn aus der Reserve zu locken. Seine Wut von vorhin schien jedenfalls verraucht. Er war einfach nicht der Typ, der lange grantig sein konnte – ganz im Gegenteil zu ihr. Dass sie genau wusste, warum sie ständig wütend auf ihn war, störte sie gewaltig. Aber… vielleicht würde es ihn vertreiben, wo er sie doch als Schwester sah.
Schnell machte sie den letzten Schritt auf ihn zu, legte ihre Hand auf seinen Hinterkopf und zog ihn in einen Kuss, von dem sie wusste, dass sie ihn mehr wollte, viel mehr als er.
Er versuchte sich zurückzuziehen, doch sie ließ seinen Kopf nicht los, drängte sich ihm noch weiter entgegen. Er sollte sich nicht einfallen lassen, ihr nun auch noch wehzutun, indem er das abbrach. Es reichte schon, dass sie absehen konnte, dass sie danach beide verletzt waren.
Als sie schließlich den Kuss unterbrach und von ihm wegtrat, schaute er überallhin, nur nicht zu ihr.
„Christie…“
„Glaub bloß nicht, das würde irgendetwas bedeuten“, sagte sie, „ich will nur das, was ich deinetwegen eben nicht erhalten habe. Und weil Ken weg ist, kann ich auch mit dir vorliebnehmen.“
Die Lüge war eindeutig, das sah sie seinen dunklen Augen an, die vorsichtig Blickkontakt suchten.
„Das willst du doch gar nicht.“
Natürlich wollte sie es nicht! Sagte sie es sich nur oft genug, würde das Prickeln in ihrer Magengegend bei dem Gedanken daran auch verschwinden. Sie mochte ihn, obwohl er ein unheimlicher Depp war. Sie hatte sich sogar ein kleines Bisschen in ihn verguckt, nicht so sehr wie in Dan, aber der war auch perfekt. Ihr Austauschbruder war ein anderer Schlag Mann, der ihr eigentlich nicht einmal gefiel. Deshalb war sie von ihren eigenen Gefühlen ja so verwirrt.
Sie griff an ihm vorbei zur Tür und schloss sie ab. Dann griff sie ihr Kleid beherzt an den Seiten, sodass sie es ganz ausziehen konnte. Er errötete, als er ihr dabei zusah, obwohl sie schon zusammen schwimmen gewesen waren. Unterwäsche war wohl doch eine andere Nummer als Bikinis.
„Christie, was…“
Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.
„Entscheide du, was wir machen.“

2 Kommentare:

  1. Wow. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.Ein sehr interessanter und intensiver Text. Wie viele deiner Geschichten - ob kurz oder lang - möchte ich auch hier am liebsten weiterlesen. Und man möchte auch einfach wissen, was da los ist - zwischen Christie und dem Austauschhüler. Kurz gesagt; man möchte mehr. Mehr von den beiden. Mehr von der Geschichte. Und weil er bei seinem kurzen Auftritt ziemlich interessant klang: Mehr von Ken.

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    1. Es gibt inzwischen zwei Versionen von Christie. Einmal diese Version mit dem Austauschschüler - und dann die erste Version, in der sie sich schon in ihrer Kindheit ganz alleine durchschlagen musste und schließlich in die Kriminalität absank. Diese beiden Entwürfe passen nicht zusammen, aber sie sind trotzdem beide irgendwie Christie, was wohl der Grund ist, weshalb ich die Namen nie geändert habe. XD
      Vielleicht kommt ja noch mehr von den beiden, da muss ich mal schauen. <3 <3

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