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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

13.02.2017

[12 Shadow]

Wieso ich es nur selten schaffe, das Thema wirklich in den Text einfließen zu lassen, wird sich mir nicht so schnell erklären. Das kommt wohl davon, wenn man keinen genauen Plan hat, wie es ausgehen soll. Da ist nur eine Idee, die ich umsetzen will - und was passiert, das passiert. Schade, dass gerade "Shadow" nicht im Text auffindbar ist. Das ist ein Thema zu dem man so viele Sachen hätte schreiben können. Trotzdem poste ich auch diesen Text hier. Er ist schließlich nur entstanden, weil ich mir Gedanken gemacht habe, über wen ich schreiben möchte. Oder so ähnlich...
Madame ist zurückgekehrt, das erste Mal seit 2010 (?). Ihre Geschichte wurde allein für diesen Ausschnitt generalüberholt. Von wem ich rede? Nun, das kommt jetzt!



Miki hatte es noch nie gemocht, aus einem Schlaf aufzuwachen, in den Schlafmittel sie versetzt hatten. Ihre Sinne mussten erst einmal in die Gänge kommen, damit sie sich nicht mehr wie in Watte gepackt fühlte. Aber ohne Schlafmittel gab es manchmal einfach keinen Schlaf, also machte sie es immer wieder aufs Neue mit.
Langsam, weil vorerst nur langsam ging, drehte sie sich zur Seite und tastete nach dem Schalter, mit dem sie eine Pflegerin zu sich rief. Sie fand ihn nicht, hatte stattdessen das Gefühl, ihre Matratze wäre uneben und einzelne Fasern würden herausstehen. Wie bei – verwirrt öffnete sie die Augen – wie bei dem Rasen, den sie vor sich sah.
Ihr stockte der Atem, ihre Augen wurde groß, der Herzschlag schneller. Wie war sie hergekommen? Sie versuchte sich aufzurichten und stellte fest, dass es ohne Schwierigkeiten funktionierte – was nicht das Merkwürdigste an dieser Situation war. Keine Gelenke gaben nach, ihr wurde nicht schwindelig, nur ein wenig mulmig.
Ihre Augen sielten ihr sicher noch einen Streich, denn was sie vor sich sah, ergab zu wenig Sinn. Sie war eindeutig in ihrem Bett im Krankenhaus eingeschlafen, doch nun erstrahlte vor ihr der Rasen in frischem Mintgrün und wurde nur von kleinen Blumen unterbrochen, die wie Lollipops aussahen. Ein Stück weiter befand sich ein Wald, dessen Bäume auf die Entfernung aussahen, als wären ihre Kronen fluffig.
„Bist du endlich wach? Ich habe nicht ewig Zeit“, brummte eine tiefe Stimme auf der anderen Seite, sodass Miki sich dorthin umdrehte und niemanden sah.
„Was ist…?“
„Hier!“, sagte die Stimme erneut von weiter unten als Miki sich umgeschaut hatte.
Vor ihr saß ein sandfarbenes Kaninchen mit zurückgelegten Ohren, wodurch es trotz seiner Knopfaugen missgestimmt aussah.
Das kann nicht sein.
„Es passiert nicht jeden Tag, dass jemand aus dem Himmel stürzt – nie, wenn ich richtig darüber nachdenke. Muss du das gerade in meiner Nähe tun, wenn ich einen Termin habe?“
„Was?“
„… einen Termin habe“, wiederholte es lauter. „Du siehst zwar deinem Sturz zum Trotz munter aus, aber vielleicht ist doch etwas kaputtgegangen.“
Miki legte die Stirn in Falten und schaute in den Himmel hinauf. Sollte sie tatsächlich gestürzt sein, hätte sie das kaum munter, geschweige lebendig überstanden. Woher sie gekommen sein sollte, konnte sie sich nicht erklären, außer das hier war ein Traum. Wo sonst sprachen Kaninchen? Das Schlafmittel hatte einfach mehr getan als sie einschlafen zu lassen, es ließ sie auch komisch träumen! Sie kam sich dabei nur ungewohnt luzid vor.
„Wer bist du?“, fragte sie das Kaninchen, obwohl ihr eine andere Frage unter den Nägeln brannte.
„‘Wer seid Ihr?‘ ist die richtige Frage, Fräulein. Und die Antwort ist: Herzog Earnest von Hoppleton.“
Miki hielt ein Lachen mühevoll zurück. „Dann bitte ich vielmals dafür um Entschuldigung, Euch falsch angesprochen zu haben, Herzog.“
„Sie sei dir gewährt“, sagte von Hoppleton ohne sie anzusehen. „Nun aber auf, auf! Wir haben nicht ewig Zeit, wenn ich meinen Termin noch wahrnehmen will.“
„Wie bitte?“
Der Herzog blickte an ihr vorbei. „Der Zuckerkönig muss sofort erfahren, dass ein Mensch hier aufgetaucht ist. Du bist doch einer.“ Eine Feststellung, keine Frage, „Also ist es meine Pflicht, dich zu ihm zu geleiten.“
Es konnte sich nur um eine Wahnvorstellung handeln, sonst würden die Worte doch Sinn ergeben. Kämen sie nicht von einem Kaninchen mit Zeitdruck.
Miki stand auf und genoss das Gefühl, es ohne Hilfe zu können. Ihre Beine gaben nicht nach, die Knie zitterten nicht einmal. Es war lange her, dass das vorgekommen war, was ihr deutlich machte, wie viel hier verkehrt war. Gras war grün, Nager redeten nicht, es gab keine Spontanheilung für sie, also konnte sie nicht selbstständig stehen. So einfach und grausam war die Realität.
„Und?“, von Hoppleton forderte ihre Aufmerksamkeit,
„Ja?“
„Bist du fertig damit, merkwürdig zu sein? Ich würde das gerne hinter mich bringen.“
Wer von ihnen merkwürdig war, würde sie nicht mit ihm ausdiskutieren.
„Also führt Ihr mich zum Zuckerkönig?“
„Das sagte ich doch.“ Das Köpfchen des Herzogs zuckte zur Seite. „Da ist die Sommerresidenz Seiner Hoheit, aber die hast du in deiner Merkwürdigkeit noch nicht beachtet.“
Ein gutes Stück entfernt stand mitten auf dieser mintgrünen Wiese ein Gebäude, das Miki schlecht erkennen konnte. Es war groß und hatte Zwiebeltürme, so viel erahnte sie.
„Entzückend“, sagte sie halb ernst, halb sarkastisch. „Und wie ist Seine Hoheit so?“
„Das siehst du dann! Jetzt komm, ich habe keine Zeit für Nonsens.“
Der Herzog hoppelte los und es fiel Miki schwer, ihn im höheren Gras im Blick zu behalten, das kurz hinter der Stelle begann, an der sie aufgewacht war. Sollte sie wirklich einem Kaninchen folgen, das sprechen konnte und spät dran war? Das hatte doch schon einmal ein merkwürdiges Ende genommen… Trotzdem ging sie den raschelnden Stellen im hohen Gras nach, weil ihre anderen Optionen nicht minder sinnlos waren. Vielleicht stellte sich dieser Zuckerkönig gar als jemand heraus, der sie aus diesem Traum aufwachen ließ. Zu verlieren hatte sie nichts.
Der Weg zog sich wie Kaugummi. Miki hielt immer wieder Ausschau nach ihrem pelzigen Wegführer und schaute zwischendurch auf die Sommerresidenz, die stetig näherkam. Die Fassade des dreistöckigen Gebäudes war hellbraun und sah immer mehr aus, als bestünde sie aus Butterkeksen, die hier und da mit farbenfrohen Ornamenten verziert waren. Miki erwartete beinahe, dass sie irgendwo Gummibären entdecken würde, wurde da jedoch enttäuscht. Die Spitzen der Zwiebeltürme passten jedoch ins Bild, denn sie bestanden aus Baisertuffs, während das Hauptgebäude mit Lebkuchen gedeckt war.
„Sind die Fenster aus Zucker?“, fragte sie belustigt.
„Wo denkst du hin? Die sind natürlich aus Glas, sonst wären sie zu instabil. Besonders bei Hitze und Nässe.“
Da sprach wohl die Erfahrung mehr als gesunder Verstand. Was wohl mit den Keksen geschah, wenn es regnete? Miki brütete noch über dieser Frage, als das Gras plötzlich wieder auf eine Länge gestutzt war und sie deshalb den Herzog vor sich hoppeln sehen konnte. Seine Ohren lagen nicht mehr dicht an, also war er nicht wütend. Hoffte sie wenigstens. Das Verhalten von sprechenden Kaninchen zu analysieren hatte ihr niemand beigebracht, was alles auf Mutmaßungen begrenzte. Genau wie Dinge, die den Zuckerkönig oder alles andere betrafen, nur ein sehr schemenhaftes Bild in ihrem Kopf ergaben. Ihr kam etwas an dem Gebäude aus Butterkeksen vertraut vor, konnte sich aber nicht vorstellen, wieso. Außer sie stand tatsächlich unter dem Einfluss von Medikamenten und das nicht zum ersten Mal.
Ohne weitere Worte zu verlieren hoppelte der Herzog zur Tür, die sich selbstständig für ihn öffnete, und setzte seinen Weg fort. Er schaute nicht einmal, ob Miki hinter ihm war, obwohl sie eine Sekunde mit sich rang, inwiefern es eine gute Idee war, weiterzugehen. War sie an den Zweifeln nicht schon vorbei? Kein Zurück mehr!
In der Sommerresidenz war es dunkel und stickig. Die Luft roch nach Früchten anstelle von Kuchen, wie Miki angenommen hatte. Im spärlichen Licht konnte sie erkennen, dass der Boden glänzte und eine Farbe aufwies, die wohl ins rötliche ging. Es könnte Marmor sein, doch die Muster erinnerten sie mehr an Bonbons. Die hellen Wände erinnerten auf den ersten Blick an Baiser, so fluffig wirkten sie. Im Vorbeigehen strich Miki darüber und stellte fest, dass sich die Wände fest anfühlten, wie sie es auch sollten. Ein Traum, nichts weiter. Sie wachte bald auf. Dann musste sie sich keine Gedanken mehr um keksförmige Hocker machen oder Schränke, die wie Törtchen anmuteten.
„Wo bin ich hier eigentlich?“
Der Herzog lachte auf. „Ha! Dass du erst jetzt fragst, zeigt, wie merkwürdig du wirklich bist!“
„Das beantwortet die Frage nicht!“
„Du bist überall und nirgendwo, nah und fern. Im Himmel und im Meer. Vor allem aber zwischen hier und da. Niemand sollte herkommen können, außer- Aber das erfährst du noch früh genug, solltest du bleiben. Wir befinden uns jedenfalls am Stadtrand von Somphyny, falls das den Wissensdurst stillt.“
Die Antwort warf nur noch mehr Fragen auf, doch die stellte Miki nicht, weil Herzog von Hoppleton vor einer Tür stehen blieb und sich zu ihr umdrehte.
„Wie soll ich dich ankündigen, Mensch?“
„Ich heiße Michaela.“
„Gut, warte hier.“
Er verschwand in den Raum, sodass Miki mit mulmigem Gefühl zurückblieb. Was erwartete sie beim Zuckerkönig? Trotz der unwirklichen Situation wurde ihr bewusst, dass sie niemals zuvor mit jemandem von Stand zu tun gehabt hatte. Und Rex, der Dackel ihrer verschrobenen Tante zählte absolut nicht. Obwohl das überfütterte Tier gut in eine Welt aus Süßigkeiten passen würde.
„Und deswegen“, riss die tiefe Stimme des Herzogs sie aus ihrem Gedankengang, „brachte ich Ihre Merkwürdigkeit Michaela die Menschin zu Euch.“
Das sollte wohl ihr Stichwort sein, doch Miki blieb erst einmal stehen, um zu verdauen, wie dieser vorlaute Nager sie angekündigt hatte. Nur die Gewissheit, dass garantiert nicht sie merkwürdig war, trieb sie dann doch in den Raum, in dem sie vom hellen Licht geblendet wurde, das durch die großen Fenster auf sie fiel.
„Sie mag nicht die schnellste ihrer Art sein“, setzte von Hoppleton hinzu, „aber das macht sie gewiss nur liebenswerter.“
Oh, wie gerne würde Miki sarkastisch kontern, doch ihr fiel nichts ein, also warf sie dem Herzog nur einen giftigen Blick zu.
„Das ist sie also“, sagte eine hellere Stimme vor ihr, die sie den Herzog vergessen ließ, „Sie könnte hierher passen, finden Sie nicht?“
Der Mann auf dem Thron – sofern der pompös gepolsterte Stuhl denn einer war – war viel jünger als Miki sich einen König vorstellte, höchstens Mitte zwanzig. Er war schlank, was unter seinem eng geschnittenen orangefarbenen Oberteil besonders auffiel. Die tiefblauen Hosen betonten lange, schmale Beine. Schuhe trug er nicht. Viel interessanter fand Miki jedoch das Zusammenspiel seiner schokobraunen Haut und seiner cremeweißen Haare.
„Sie wirkt eher farblos auf mich“, antwortete von Hoppleton.
Im Vergleich war Miki das wirklich. Helle Haut, blaue Augen, erdbeerblonde Haare, keine Kräftige Farbe weit und breit. Und dann steckte sie auch noch in einem formlosen hellblauen Nachthemd aus dem Krankenhaus, das nichts für ihre Figur oder ihren Teint tat.
„Aber es ist nicht höflich über Sie zu sprechen, statt mit Ihnen, geschätzte Michaela.“
„Ich werde Miki genannt.“
„Gut, dann Miki. Ich heiße Amnes, werde jedoch Zuckerkönig genannt. Willkommen in Somphyny, einer nicht ganz unwichtigen Stadt Traumlands.“

2 Kommentare:

  1. Miki! :D Wie schön mal wieder von ihr zu lesen. Ich freu mich total. ♥

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    1. Und alles ist anders! Miki und Danny sind in der bisherigen Idee geblieben - und der Rest wird von Grund auf neu gemacht. Ein schwieriges Unterfangen, aber ich musste dringend etwas ändern.

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