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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

26.12.2016

[07 Running Away]

Hussa und he! Ich bin tatsächlich dazu gekommen, endlich den nächsten Teil für die Challenge zu schreiben! Er ist kurz ausgefallen, weil er eigentlich der dritte Anlauf ist. Nachdem ich hin und her überlegt habe, wem ich dieses Thema widme. Da meine ursprüngliche Idee (Mina und Jon) nicht funktionierte, habe ich mich für Alec entschieden.
Dabei ist mir auch erst aufgefallen, dass Alecs ältester Bruder auch Jon heißt. D'oh!



Die Stille im Haus war drückend, wenn man sich an das Geschnatter und Gelächter der Leute erinnerte, die vor wenigen Stunden erst gegangen waren. Man hatte sich hier zusammengefunden um sich selbst zu feiern, wie es üblich war. Früher hatte Alec das auch noch verstanden, schließlich gehörte er zu jenen privilegierten Personen des Empires, die glaubten, sie hielten alles am Laufen. Aber dem war nicht so.
Er packte ein weiteres Paar Hosen ein, das seine besten Tage schon hinter sich hatte, ehe er das Gewicht seiner Tasche überprüfte. Sie durfte nicht zu schwer werden, sonst konnte er sie nicht den ganzen Weg mitnehmen. Und der Weg war gar nicht so kurz wie er zuerst vermutet hatte.
Alec war davon ausgegangen, dass die Ehrenwerten Brüder Layla in einer Kirche in der Nähe einsperren würden, wo man ihr dann den Prozess machen konnte. Aber sie war in die Schwebende Festung gekommen, die eine Konstante im Himmel über London war. Somit wusste er auch, wohin ihn das Schicksal nun führte.
Leise öffnete er die Tür zu seinem Raum, den er nun für sehr lange Zeit nicht mehr sehen würde, und schlüpfte in die Stille des Hauses hinein. Als Kind hatte er das mit seinen älteren Brüdern häufiger getan. Doch als sie älter geworden waren, hatte sich das Verhältnis zwischen ihnen verändert. Es wurde nicht mehr gespielt. Sie standen im Konkurrenzkampf zueinander, obwohl das von Vater so nicht vorgesehen war. Jeder Sohn war gleichermaßen am Unternehmen beteiligt, damit es nicht zu Streitigkeiten kommen konnte. Aber Alec war niemals in der Lage gewesen mit den wichtigen Kennzahlen zu jonglieren wie Jon oder mit Geschäftspartnern zu sprechen wie Chris es tat. Er war unter den einfachen Arbeitern glücklicher gewesen als in der oberen Etage, in die er eigentlich gehörte. Deshalb war es überhaupt nicht schlecht, dass er von hier verschwand.
Weil er zu Layla wollte.
Sie war unschuldig an allem und es war ja auch gar nichts geschehen, wenn man es nur richtig betrachtete.
Dass sie sich einer Tat schuldig gemacht hätte, wäre ihr gemeinsamer Plan erst richtig ins Rollen gekommen, konnte Alec gut ausblenden, weil es dazu einfach nicht gekommen war. Zum Glück. Er erinnerte sich gut an die vielen Worte, mit denen er versucht hatte, ihr die ganze Sache wieder auszureden. Aber sie war so verbohrt gewesen in ihrem Hass auf Menschen wie Herbert Spencer, dass sie alles von sich hatte abprallen lassen.
Und nun war sie eine Gefangene der Ehrenwerten Brüder in deren Festung in den Wolken Londons.
Alec wusste noch nicht, wie er es überhaupt schaffen sollte, an sie heran zu kommen, doch ihm würde schon etwas einfallen. Vorerst musste er nur aus dem Haus und Brighton verschwinden. Einige Freunde hatten ihm den Weg nach London geebnet, wo er innerhalb weniger Tage auch eine Anstellung erhalten würde. Wo, das war ihm vollkommen egal. Es war erst mal nur wichtig, dass er die Stadt überhaupt erreichte, ohne einen Rattenschwanz an Verpflichtungen für ein Unternehmen im Hinterkopf zu haben. Vater und seine Brüder würden sich schon darum kümmern, genau wie sie es immer taten.
Die Treppe hinunter in die Räume, in denen man unbehelligt Gäste empfangen konnte, war Alec unzählige Male gegangen. Sich nun bewusst zu sein, dass man es erst in einigen Monaten oder sogar nie wieder tun würde, war merkwürdig. Konnte er zurückkehren, wenn er Layla erst aus der Schwebenden Festung geholt hatte? Wahrscheinlich nicht. Alexis Pierce würde es in dem Moment nicht mehr geben, in dem er aus der Haustür trat und allem den Rücken kehrte, was er in Brighton hatte.
Xander Park, das war der Name, den er sich bereits ausgesucht hatte. Wer Xander war, würde sich mit der Zeit herausstellen müssen.
Er öffnete die Haustür und blickte noch einmal zurück. Herrenhäuser wie dieses würde er so schnell nicht wieder bewohnen, dabei kannte er nichts anderes. Aber Layla war wichtiger. Ohne Layla war er nicht komplett.
Tief einatmend machte er den ersten Schritt über die Schwelle und nahm sich vor, dass sein altes Leben ihm ab genau dieser Sekunde egal sein musste. Nur eines daraus musste zählen. Nur Layla, deren Freundschaft ihm aus zu vielen einsamen Stunden geholfen hatte.

2 Kommentare:

  1. Wow!
    Erst einmal ist es toll mehr von Alec und seinem früheren Leben zu erfahren. Ich finde du hast dabei auch die Stimmung und alles, was so in ihm vorgeht, ganz ganz toll eingefangen. Hier sieht man auch noch mal, oder eher spürt man auch noch mal, warum er sich in seiner Familie nicht am richtigen Platz gefühlt hat und wie unterschiedlich die Brüder doch alle sind.
    Besonders gelungen finde ich auch die Spannungskurve, die du in dem kurzen Text so wundervoll aufgebaut hast. Man hat wirklich das Gefühl zusammen mit Alec wegzulaufen.

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    1. Schön, dass es dir gefällt. Es hat richtig Spaß gemacht, Alec in den Mittelpunkt zu stellen. <3

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